Hyperthermie: Mit Wärme heilen

Mit Überwärmung gegen Krebs: Eine komplementärmedizinische Therapieform überzeugt ihre Skeptiker

Hyperthermie bezeichnet die Überhitzung des Körpers entgegen der natürlichen Wärmeregulation. Dieses Verfahren der künstlich erzeugten Temperatur wird vor allem in der Krebstherapie zu therapeutischen Zwecken genutzt. Die heilende Wirkung der Wärme ist keine neuartige Erkenntnis, sondern wurde bereits in der griechischen Antike erfolgreich angewendet.

Die Tiefenwärme der Hyperthermie ist nicht zu verwechseln mit oberflächlicher Erwärmung wie Infrarot-Behandlungen oder Überwärmungstherapien wie heißen Bädern oder Wärmewickeln. Die erhöhte Temperatur bei der Hyperthermie regt die Durchblutung an und fördert somit die Wirksamkeit von Radio- und Chemotherapie. Dabei geht es nicht nur darum, aktiv die schulmedizinischen Wirkungsweisen zu unterstützen und damit die Lebensdauer positiv zu beeinflussen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die häufig sehr unangenehmen Nebenwirkungen der gängigen schulmedizinischen Krebstherapien zu lindern.

Man unterscheidet in der Hyperthermie verschiedene Behandlungsmethoden: Bei der Ganzkörperhyperthermie wird vor allem mit künstlich erzeugtem Fieber gearbeitet, das die Immunabwehr steigern soll. Sie wird häufig kombiniert mit anderen Methoden wie der Sauerstoffinhalation. Mit der lokalen Oberflächenhyperthermie werden regional begrenzte Tumore behandelt, die dicht unter der Haut liegen. Die regionale Tiefenhyperthermie hingegen eignet sich für Krebsarten, die regional begrenzt sind, aber tief im Körperinneren liegen. Die Teilkörperhyperthermie ist eine Weiterentwicklung der regionalen Tiefenhyperthermie und ist geeignet für große, nicht begrenzte Tumore. Bei der interstitiellen Hyperthermie werden Antennen in den Tumor eingesetzt und können so einen kleinen Raum erwärmen.

Eine weiterentwickelte Form der Hyperthermie ist die Oncothermie. Im Gegensatz zur Hyperthermie handelt es sich dabei nicht nur um eine einfache Tiefenerwärmung sondern um eine Kopplung aus der bekannten Tiefenerwärmung und dem Einsatz eines modulierten elektrischen Feldes mit einer Trägerfrequenz von 13,56 MHz. Die Oncothermie ist besonders für solche Patienten geeignet, bei denen andere Verfahren, wie z. B. die Chirurgie, keine mehr Erfolge versprechen oder gar nicht erst möglich sind. Das modulierte elektrische Feld wird mit Hilfe von zwei aktiven Elektroden generiert. Unterhalb des Patienten befindet sich auf dem Therapiebett eine große Elektrode. Eine zweite wird auf der zu behandelnden Region platziert. Mikrobiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass malignes Gewebe eine höhere Leitfähigkeit besitzt als gesundes Gewebe. Dies führt dazu, dass das elektrische Feld vermehrt durch das maligne Gewebe strömt. Diesen Effekt bezeichnet man als Selektion auf Zellebene. Der Therapieeffekt, die Verbindung aus Tiefenerwärmung und elektrischem Feld, führt zu einer Stimulation der malignen Zellen. Damit wird das natürliche Verhalten der malignen Zellen gestört und das Immunsystem des Körpers aktiviert bzw. unterstützt. Eine der Folgen ist der Zelltod durch Apoptose. Die Oncothermie kommt im Vergleich zu anderen Hyperthermieformen mit geringeren Temperaturen aus und vermeidet somit Nebenwirkungen wie Verbrennungen der Haut. Ganz im Gegenteil: Die Therapie wird von den Patienten als angenehm und entspannend empfunden.

Obwohl zahlreiche Studien die Wirksamkeit der Methoden belegen, ist die Hyperthermie noch keine Regelleistung der deutschen gesetzlichen Krankenkassen. Bei Anträgen wird individuell entschieden, ob in Einzelfällen Kosten übernommen werden können. Allerdings sieht es so aus, als würde sich dies bald ändern: In einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2007 wurde die Wirksamkeit der Hyperthermie offiziell anerkannt. Seitdem haben Anträge auf Kostenerstattung sehr gute Chancen. Auch die Oncothermie-Studien an großen Universitätskliniken wie der LMU München belegen, dass diese komplementäre Methode, die einst von der Schulmedizin belächelt wurde, nun auch in wissenschaftlichen Kreisen Akzeptanz findet.

Video zum Thema Hyperthermie

So sehen die neuen Anlagen aus.